Buch – Schwimmen lernen im digitalen Chaos

Volle Newsportale , 100 ungelesene Blogartikel, unzählige neue Beiträge in den sozialen Netzwerken und 40 E-Mails in der Inbox. Täglich lasse ich mich vom Internet mit Informationen überfluten. Darunter auch sehr viel Nonsens – von Scherzen über gefälschte Berichte bis hin zu Betrugsversuchen.Das grosse weite Meer des Internets wird immer mehr mit solchem Nonsens verschmutzt. – Wie entsteht dieser? Warum verbreitet sich dieser so gut? Wie kann ich produktiv damit umgehen? – Damit beschäftigt sich das Buch Schwimmen lernen im digitalen Chaos von Philippe Wampfler. Auf dem Weg zu und im Zusammenhang mit einem Modul des CAS Medienpädagogik habe ich mich mit diesem Buch auseinandergesetzt.

Aufbau des Buches

Nach einer kurzen Einführung zeigt Philippe Wampfler im Kapitel Das Problem verstehen auf, was er unter dem Begriff Nonsens versteht und welche Arten er unterscheidet.
Im nachfolgenden Kapitel geht er dann näher darauf ein, Wie Nonsens im Netz entsteht. Nonsens wurde schon immer verbreitet, dadurch dass das Web 2.0 die klare Abgrenzung zwischen Produzenten und Konsumenten aufgelöst hat und uns alle zu Prosumenten gemacht hat, wird dies aber zusätzlich begünstigt. Der eigentliche Turbo wird aber dadurch gezündet, dass im Internet in der heutigen Form die Performance eines Inhalts mehr zählt als der Inhalt und je mehr Aufmerksamkeit eine Plattform oder ein Artikel bekommt, desto höher sind die Einnahmen. Sehr passend dazu ist das im Buch erwähnte Zitat von Ev Williams „Das Problem mit dem Internet besteht darin, dass es Extreme belohnt.“
Was uns für Nonsens anfällig macht ist der Titel des nächsten Kapitels. Hier geht Wampfler darauf ein welche „Mechanismen“ in uns drin die Verbreitung von Nonsens begünstigen. So suchen wir beispielsweise meist nach einer Bestätigung unserer Annahme oder unseres Bauchgefühls und diese zu finden ist bei Fülle der Inhalte im Internet meist ein Leichtes. Oft würde es aber zu mehr Erkenntnis führen, wenn wir unsere Annahme in Frage stellen und nach Widerspruch suchen würden. (Wenn wir der Überzeugung sind alle Schwäne sind weiss, dann finden wir auch nur weisse Schwäne, ausser wir suchen gezielt nach andersfarbigen Schwänen.)
Philippe Wampfler bleibt aber nicht stehen bei der detaillierten Analyse des Phänomens sondern macht im Kapitel Schwimmen im Nonsens – ein Programm auch Vorschläge, wie diesem ganz konkret entgegen getreten werden könnte. Auf einige der vorgeschlagenen Punkte möchte ich im Fazit noch kurz eingehen.
Das abschliessende Kapitel Nonsens und die Zukunft der digitalen Kommunikation beginnt mit einem Zitat von Alberto Brandolini „Die Nonsens-Asymmetrie: Die Energie, die es braucht, um Nonsens zu widerlegen, übertrifft die Energie, die zur Herstellung des Nonsens gebraucht wird, um eine Grössenordnung.“ und betont, dass sich dies trotzdem lohnt und ein „Wegschauen“ keine Lösung ist.

Meinung zum Buch

Das Buch greift ein sehr aktuelles Thema auf. Dieses wird derzeit auf verschiedensten Kanälen meist unter dem Stichwort „Fake News“ intensiv diskutiert. Noch viel zentraler für mich ist jedoch, dass ich täglich direkt in meiner Auseinandersetzung mit Informationen und indirekt in meiner Arbeit mit Lernenden damit konfrontiert werden. Hier gibt mir das Buch einen guten Überblick zum Thema mit vielen Beispielen zur Verdeutlichung und liefert eine Vielzahl an für mich spannenden Denkanstössen.
Auch wenn sich das Buch sehr flüssig liest und vom Aufbau her stimmig ist, würde ich mir eine noch klarere Struktur bei der Aufbau der Thematik wünschen. Dies ist aber sehr individuell und hat sicher damit zu tun, dass hier der Geisteswissenschaftler Wampfler auf den eher naturwissenschaftlich geprägten Boller trifft. Geschadet hat mir die zusätzliche Auseinandersetzung mit den Inhalten, um die gewünschte Struktur zu erhalten, auf jeden Fall sicher nicht.
All jenen, die sich etwas vertiefter mit der Thematik auseinandersetzen möchten und ganz besonders den Lehrpersonen darunter, kann ich das Buch nur weiterempfehlen.

Fazit

„Ohne Auseinandersetzung mit dem Netz-Nonsens werden wir ihn nicht bewältigen können. Dabei dürfen wir uns aber auch nicht überwältigen lassen. Wir wollen souverän mit ihm umgehen lernen.“ (S.92) Welche Punkte aus dem „Schwimmprogramm“ vom Philippe Wampfler habe ich nun persönlich in meine tägliche Auseinandersetzung mit dem „digitalen Ozean“ mitgenommen?

  • Fragen stellen: Ich möchte wieder mehr Fragen stellen. Dies gerade auch in der Arbeit mit den Jugendlichen, um diese und ihr Verhalten besser verstehen zu können.
  • Professionelle Wissensarbeit: Mit dieser Webseite bin ich zwar bereits in eine richtige Richtung unterwegs, doch da sind noch verschiedene Ideen da, wie ich meine Wissensarbeit noch verbessern könnte.
  • Verantwortung für das Netz übernehmen: Allzu oft bin ich noch im Internet der stille Konsument, der diesbezüglich sicher noch mehr Verantwortung übernehmen könnte.
  • Wissensnetzwerke bauen: Meine Wissensnetzwerke um Informationen zu verifizieren sind noch sehr bescheiden. Diese möchte ich noch ausbauen, dabei aber darauf achten, dass diese nicht auch gleich wieder zu unüberschaubaren „Seen“ oder gar „Ozeanen“ werden.
  • Lernen mit den 4K: Ein Thema, welches ich im Hinblick auf das nächste Schuljahr mehr vertiefen möchte. Dazu hoffentlich in einem der folgenden Blogbeiträge mehr.

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