Digitalisierung – gut oder böse

Alle Zeitschriften die sich irgendwie mit Bildung beschäftigen, publizieren in den letzten Monaten Sonderausgaben zum Thema „Digitalisierung“. Dabei bin ich erstaunt, wie oft die diesbezügliche Diskussion noch immer auf „gut oder böse“ reduziert wird.

Der Stapel „to read“ neben meinem Pult im Schulzimmer nimmt in rasantem Tempo zu. Konnte ich vor ein bis zwei Jahren noch relativ gut ein Grossteil der Artikel lesen, die sich mit Digitalisierung und Schule beschäftigten, muss ich heute stark aussortieren. Trotzdem fehlt mir auch für viele der aufgrund des Titels als „spannend“ markierten Texte die Zeit zum Lesen. Wenn ich mir dann etwas Zeit zum Lesen nehme, nerve ich mich immer wieder darüber, wie viel Raum noch immer Grundsatzdiskussionen im Zusammenhang mit der Digitalisierung einnehmen. Auf zwei davon möchte ich hier kurz eingehen:

Thema Digitalisierung – wichtig oder nicht

Es erstaunt mich sehr, dass darüber diskutiert wird, ob die Digitalisierung in der Schule ein Thema sein soll oder nicht. Dabei höre ich noch immer Stimmen, die alles Digitale aus der Schule verbannen möchten. Gut gefällt mir in diesem Zusammenhang die Grafik aus dem Buch „Mehr als 0 und 1“ von Beat Döbeli. Für mich persönlich ist es unverständlich, wie auf dieser Skala noch Positionen unter eins vertreten werden können. Als Lehrperson möchte ich die Kinder und Jugendliche befähigen ein eigenständiges und selbstverantwortliches Leben im Alltag zu führen. Aus diesem Alltag ist das Digitale meiner Meinung nach nicht mehr wegzudenken. Kritiker, die dies anders sehen, entgegne ich oft mit dem Beispiel der Reiseplanung mit dem öffentlichen Verkehr. Wer plant seine Reise mit der Eisenbahn noch mit einem analogen Medium? Es ist gar nicht allzu lange her (oder ich bin einfach schon so alt…), da musste ich für eine Verbindung mit mehreren Umsteigestationen wie wild im Fahrplan/Kursbuch blättern. (Falls Interesse besteht, hätte ich noch eine einführende Lektionsreihe dazu, die ich während meiner Ausbildung erarbeitet habe ;-)) Heute genügen wenige Klicks am Computer oder auf dem Smartphone und fünf besten Verbindungen werden vorgeschlagen. Es ist nun definitiv an der Zeit in Bezug auf die Schule und Digitalisierung weg von Diskussionen um das „ob“ zu kommen und sich auf das „wie“ zu konzentrieren.

Digitale Werkzeuge – gut oder böse

Diskussionen rund um digitale Werkzeuge im Unterricht werden leider immer noch oft darauf reduziert, ob diese nun gut oder böse sind. Das Spektrum geht von der Position, dass digitale Geräte zu einer allgemeinen Verblödung führen, bis hin zur Meinung, dass diese die Schule überflüssig machen werden. Meiner Meinung nach kann jedoch nicht das Werkzeug selber auf „gut oder böse“ reduziert werden, es kommt auf die Verwendung an. Auch der Schraubenzieher kann verwendet werden um eine Person zu erstechen oder um die lockeren Schrauben an einem Gerät festzuziehen, damit kein Unfall passiert. Anstatt die Zeit für Grundsatzdiskussionen zu verschwenden, sollten wir uns überlegen, wie digitale Werkzeuge wirklich gewinnbringend in der Ausbildung eingesetzt werden können. Eine gute Grundlage dafür ist meiner Meinung nach das SAMR-Modell. Und damit bin ich bereits bei einem guten Merkpunkt für mich persönlich…

Merkpunkt für Lehrer Boller

Anstatt weiter an diesem Blogbeitrag herum zu studieren, möchte ich meine Werkzeuge im Unterricht (digital und analog) wieder einmal genauer unter die Lupe nehmen und mir überlegen, wie ich diese gewinnbringen in meinem Unterricht einsetzen kann.

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