Office 365 – Einblicke

Immer mehr Schulen kommen in der Digitalisierung an. In diesem Zusammenhang stellt sich auch die Frage nach digitaler Werkzeuge für die Unterrichtsorganisation (Modell Schule in der Digitalisierung). Sehr häufig fällt dabei in letzter Zeit der Begriff „Office365“. Die einen lieben es, die andern wollen nichts damit zu tun haben. In zwei Veranstaltungen wollte ich mehr dazu wissen.
Die Thematik der Lernplattformen (LMS) habe ich schon einige Male in diesem Blog aufgegriffen (z.B. Welche Lernplattform soll es sein?). Als ich an unserer Schule eine Lernplattform einführen wollte, habe ich mich intensiv mit Moodle und educanet2 auseinandergesetzt und die beiden relativ ausführlich verglichen. Die Wahl fiel damals auf Moodle, während die anderen Schuleinheiten in der Gemeinde, falls sie eine Lernplattform überhaupt einsetzen, eher auf educanet2 setzten. Mit der Nachricht, dass educanet2 eingestellt wird, bekam die Thematik in der Schulgemeinde eine neue Aktualität. Von meiner Seite her sehe ich keinen Grund eine Alternative für Moodle zu suchen. In letzter Zeit höre ich aber von immer mehr Schulgemeinden, die auf Office365 setzen und sogar an der PH St. Gallen scheint sich diese Lernplattform durchzusetzen. Also wollte ich mein bisheriges Halbwissen ein wenig updaten und habe in den letzten zwei Wochen an zwei Veranstaltungen zu diesem Themenbereich teilgenommen:

Office 365 Online Connvention

Die Office 365 Online Connvention war eine einwöchige Online-Weiterbildung organisiert von Kurt Söser einem Lehrer und „Office365-Enthusiasten“ aus Österreich. Pro Tag gab es etwa fünf Video-Vorträge von unterschiedlichen Personen zu ganz verschiedenen Themen aus dem Office365-Bereich (OneNote, Teams, Sway, Minecraft, …), dazu Diskussionen in Foren und am Abend jeweils eine „Live-Veranstaltung“. Sehr gut gefallen hat mir, dass die ganze Veranstaltung auch gleich auf den entsprechenden Office365-Tools (vor allem Teams) aufgebaut war. So habe ich diese Tools nicht nur in den Vorträgen gesehen, sondern auch gleich selber am praktischen Beispiel ausprobiert (und gewissen Tücken miterlebt). Die meisten Video-Vorträge hatten aus meiner Sicht eine gute Länge von ca. 20 Minuten und viel Praxisbezug. Schön ist auch, dass die Vorträge und Online-Diskussionen auch über die Veranstaltung hinaus verfügbar bleiben und ich meinen „Rückstand“, den ich mir ab Mitte der Woche eingehandelt hatte, nun noch aufholen kann.

Innovative Schools Tagung

Die Innovative Schools Tagung ist eine Veranstaltung von Microsoft Schweiz, welche es schon seit mehreren Jahren gibt. Sie bestand am Morgen aus einem Vortrag von Stephen Reid zu Game Based Learning (Fokus Minecraft) und anschliessend vier Kurzvorträgen bei denen Lehrpersonen und ein Schulleiter von ihren positiven Erfahrungen mit dem Einsatz von einzelnen Microsoft Tools in der Schule berichteten. Nach dem Mittagessen (Stehlunch… – wie beim Swise Innovationstag) gab es dann noch drei Vortrags-/Workshoprunden zu unterschiedlichen Themen. Über den ganzen Tag hinweg konnte ich einige spannende Einblicke in Microsoft Tools (von einzelnen hatte ich noch nie gehört) und mögliche Verwendungen im Unterricht gewinnen. Besonders hängengeblieben sind mir die Ideen von Stephen Reid im Vortrag und im Workshop zur den vielfältigen Verwendungszwecken von Minecraft im Unterricht. Wenn ich einmal etwas Zeit freischaufeln kann, möchte ich unbedingt selber einmal ein paar Schritte wagen in Minecraft. Zwar nur ein kleines Detail, doch für so eine Veranstaltung doch etwas speziell war, dass etwas mit der Eventorganisation nicht geklappt hat und die Einschreibung für die Kurse am Nachmittag mit kleinen Zettelchen organisiert werden musste. (Pro Platz in einem Workshop gab es ein Zettelchen und wer sich eines davon geschnappt hatte, durfte da auch hin.)

Fazit

Die beiden Weiterbildungen waren für mich sehr wertvoll und gaben mir einen spannenden Einblick in mögliche Einsatzszenarien von Office365 im Unterricht. Trotzdem bin ich immer noch überzogen, dass wir derzeit mit Moodle noch auf dem richtigen Weg sind. Dies hauptsächlich wegen Überlegungen in den folgenden drei Themenbereichen:

  • Abhängigkeit: Mit Office365 (und ähnlichen Produkten) bringt man sich in die Abhängigkeit von einem Grosskonzern. Wenn dieser Änderungen an seinen Produkten vornimmt (Funktionseinschränkungen, Preis, Einstellung eines Angebots,… ), dann ist man diesen ausgeliefert. Entweder man akzeptiert diese oder man steht mit leeren Händen da und muss ein neues Tool suchen. Nicht dass ich falsch verstanden werden, ich habe grundsätzlich nichts gegen Grosskonzerne und verwende auch relativ viele Tools von diesen, man muss sich dabei aber immer des Risikos bewusst sein. – Klar gibt es auch bei Moodle eine gewisse Abhängigkeit. Hier hat jedoch die Community einiges mehr an effektivem Mitspracherecht und durch die Offenheit gibt es auch immer die Möglichkeit das Tool (zum Beispiel über Plugins) seinen Bedürfnissen anzupassen.
  • Funktion: Viele der Tools in Office365 sind grundsätzlich für die Geschäftswelt entwickelt worden. (Dort verdient Microsoft ja dann auch Geld an den Tools.) Verschiedene Tools werden nun für die Schule ein wenig „zurechtgebogen“. Bei einzelnen klappt dies aus meiner Sicht schon recht gut, während es bei anderen doch noch diverse Probleme gibt. Hier ist Moodle, welches spezifisch auf die Schule ausgerichtet ist, meiner Meinung nach noch einen deutlichen Schritt im Vorsprung.
  • Offenheit: Microsoft ist natürlich daran interessiert, dass vor allem die eigenen Tools verwendet werden und schaut, dass deren Zusammenarbeit funktioniert. Die Einbindung eines Tools, welches ev. ein Microsoft-Produkt konkurrenzieren könnte oder welches zu klein ist und daher nicht auf dem „Radar“ von Microsoft erscheint, ist meist nicht möglich. Die Offenheit betrifft aber auch die Daten, hier kann ich bei Microsoft nur bedingt mitbestimmen, wo diese liegen und sollte ein Tool einmal eingestellt werden, ist es fraglich ob, ich die Daten in einer „wiederverwendbaren“ Form mitnehmen kann.

Dies ist ein erstes Fazit nach den beiden Veranstaltungen rund um Office365 und ersten Überlegungen zur Zukunft der Lernplattformen an unserer Schule. Ich bin gespannt auf weitere Diskussionen zu diesem Thema. Bei Office365 werde ich auf jeden Fall am Ball bleiben, diverse Tools weiter ausprobieren und auch im Alltag einsetzen.

2 Gedanken zu „Office 365 – Einblicke“

  1. Lieber Daniel
    Danke für deinen mutigen Beitrag hier, der mir aus dem Herzen spricht. Ich finde es ganz wichtig bei den Werkzeugen zwischen strategischen Werkzeugen der Institution und den Werkzeugen in der persönlichen Lernumgebung (PLE) zu unterscheiden. Während bei der zweiten Kategorie die persönlichen Vorlieben eine Rolle spielen (sollen) und ich eine möglichst grosse Freiheit gut finde, sind bei den institutionellen Werkzeugen deine erwähnten Punkte zentral. Wenn ich als Schule auf ein entsprechendes Tool oder eine Plattform setze, müssen die Lehrpersonen Gewähr haben, dass sich die persönlichen Investitionen (Zeit, Aufbereitung, Fragekatalog usw.) rechnen. Evtl. biete ich ja noch Kurse an und fördere die Nutzung durch verschiedene Aktionen. Wenn sich der Dienst nun verändert („so wollen wir das aber nicht mehr haben“), eingestellt wird oder plötzlich an der Preisschraube gedreht wird, kommt die Institution in eine schwierige Position. Deshalb bin ich auch dafür, dass bei strategischen Plattformen für die Schule auf Standards oder/und eine offene Plattform gesetzt wird. Da kann ich den Anbieter wechseln, ohne das Produkt zu ersetzen oder ich, bzw. der IT-Dienstleister kann es selbst betreiben.
    Lieber Gruss
    Stephan

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    • Lieber Stephan
      Vielen Dank für deine Ergänzung zu meinem Blogbeitrag. Gerade der Hinweis auf die Unterscheidung zwischen strategischen Werkzeugen der Institution und jenen für die persönliche Lernumgebung finde ich ganz wichtig. Diese klare Unterscheidung fehlt ein wenig in meinem Beitrag.
      Ich weise in diesem Zusammenhang auch gerne nochmals auf deine Überlegungen zum Thema hin. Während mein Blogbeitrag sich auf einige persönliche Überlegungen spezifisch zu Office365 beziehen, hast du das Thema in deinem Blogbeitrag: http://goeldi.org/stephan/esomea/2017/01/19/wenn-ueberhaupt-welche-lernplattform-brauchen-wir/ sehr detailliert und gut strukturiert dargestellt.
      En liebe Gruess
      Daniel

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