Welche Lernplattform soll es sein?

Welche Lernplattform soll es denn sein? Educanet2 von educa.ch, Moodle oder Ilias als freie Software, Olat von der Universität Zürich oder doch lieber eine Plattform einer grossen Firma wie Microsoft Sharepoint oder Google Classroom?

Immer mehr Schulen möchten (ob aus eigener Überzeugung oder aufgrund von Druck von aussen) die Möglichkeiten der Digitalisierung nutzen. In diesem Zusammenhang kommt die Diskussion sehr bald auf die Frage, ob eine Lernplattform eingesetzt werden soll und wenn ja, welche. In letzter Zeit konnte ich leider immer wieder beobachten, dass dieser, aus meiner Sicht wichtigen Frage, zu wenig Gewicht beigemessen wird. Oft wird einfach die erstbeste oder die vordergründig günstigste Lernplattform gewählt. Nach einer grossen Anfangseuphorie für dieses Projektgerät dieses häufig immer mehr in Vergessenheit und schlussendlich scheitert schlussendlich. Dies wäre ja an sich nicht so schlimm, doch hinterlässt es oft frustrierte Lehrpersonen, die anschliessend ein negatives Bild von digitalen Werkzeugen haben.

Die Überlegungen, die sich eine Schule bei der Wahl einer Lernplattform machen sollte, muss ich hier nicht selber zusammentragen, sondern kann auf einen sehr guten Blogbeitrag eines guten Freundes von mir hinweisen. Stephan Göldi ist Berufsschullehrer für Informatik und hat in den letzten Jahren durch Weiterbildungen und persönliche Erfahrungen ein sehr fundiertes Wissen zu Lernmanagementsystemen aufgebaut. Durch ihn bin ich vor mehr als fünf Jahren erst auf Lernplattformen und ihr Möglichkeiten aufmerksam geworden. In seinem Blogbeitrag hat er die wichtigsten Gedanken und Argumente zusammengetragen und übersichtlich in sechs Bereiche gegliedert. Dem ist eigentlich nicht mehr viel anzufügen. Trotzdem möchte ich hier noch ganz kurz die für mich persönlich wichtigsten Punkte festhalten.

Warum eine Lernplattform?

Eine wichtige Grundlage für die allermeisten Formen des Schulunterrichts war schon seit jeher ein Schulhaus mit verschiedenen Schulzimmern. Im Rahmen der Digitalisierung scheint es mir sinnvoll, dass diese Räume durch digitale Räume ergänzt werden. Diese sollen von der Schule und den einzelnen Lehrpersonen den Bedürfnissen des Unterrichtes angepasst werden können. In diesem virtuellen Raum in der Form einer Lernplattform können dann Inhalte angeboten, Aufgaben gestellt, Tests durchgeführt oder Lernsequenzen durchgeführt werden. Wie es auch nicht sinnvoll ist, wenn die Schülerinnen und Schüler nach jeder Lektion das Schulhaus wechseln müssen, wäre es aus meiner Sicht auch wichtig, dass man sich innerhalb einer Institution auf eine Plattform (virtuelles Schulhaus) einigen kann.

In Bezug auf E-Portfolios teile ich zwar die Meinung von Stephan Göldi, dass die Wahl des entsprechenden Werkzeuges sinnvollerweise in den Kompetenzbereich der Lernenden gehören sollte. Im Gegensatz zur Sekundarstufe 2, bin ich aber der Ansicht, dass es für die vorherigen Schulstufen Sinn macht, wenn die Schule ein E-Portfolio-Werkzeug anbietet. So haben die Schülerinnen und Schüler die Möglichkeit in einem noch etwas geschützteren Rahmen erste Versuche damit zu wagen. So ist es dann meist auch nicht so schlimm, wenn die Plattform nach dem Ende der obligatorischen Schulzeit nicht mehr zugänglich ist. Etwas näher auf E-Portfolios bin ich bereits in einem früheren Blogeintrag eingegangen.

Welche Lernplattform soll es sein?

In Bezug auf diese Frage lohnt es sich den Blogeintrag von Stephan Göldi genau zu lesen. Für mich persönlich kann ich den Inhalt ganz grob mit den folgenden drei Fragen zusammenfassen:

  • Wie abhängig möchte ich bei der Lernplattform von welcher Firma sein? (Kann ich die Dienstleistung einer Firma relativ problemlos ersetzen, wenn ich mit deren Bedingungen nicht mehr zufrieden bin? Ist die Lernplattform so konzipiert, dass externe Inhalte eingebunden werden können?)

  • Wie verbreitet ist die Lernplattform? (Wie hoch ist die Chance, dass die Lernplattform auch in mehreren Jahren noch besteht? Besteht die Möglichkeit Inhalte mit anderen Schulen auszutauschen?)

  • Wie hoch sind die mit der Lernplattform verbundenen direkten und indirekten Kosten? (Zu beachten gibt es dabei nicht nur monetäre Kosten, sondern auch solche in der Form von Daten, die weitergegeben werden.)

Aus solchen Überlegungen heraus haben wir uns im Schulhaus für das Lernmanagementsystem Moodle entschieden. Vor einiger Zeit habe ich in diesem Zusammenhang bereits einen Vergleich von Moodle und Educanet2 hier auf dem Blog veröffentlicht.

Merkpunkt für Lehrer Boller

Die virtuelle Erweiterung meines digitalen Schulzimmers auf Moodle könnte in nächster Zeit sicher wieder einmal neue Impulse gebrauchen. Hier möchte ich gerne Aktivitäten ausprobieren, die ich bisher noch nicht so gut kenne.

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