Klassenlager als Weiterbildung

Klassenlager sind zwar meist eine sehr intensive und strenge Zeit für Lehrpersonen, sie biete aber eine gute Möglichkeit sich persönlich weiterzubilden. Wie meine ich dies nun?

Neben der Erarbeitung des Stundenplans für das kommende Schuljahr was im Frühsommer immer sehr viel meiner Zeit in Anspruch nimmt, ging es dieses Jahr auch noch eine Woche in Klassenlager ins Engadin und für zwei Tage zu einem Klassenaustausch nach Genf. Neben dem sehr anstrengenden Teil solcher Anlässe, bieten solche auch immer wieder die spannende Gelegenheit, die einzelnen Schülerinnen und Schüler in einem Setting ausserhalb des Unterrichts kennenzulernen. Daneben habe ich in diesem Jahr wieder einmal neu die Möglichkeit entdeckt, mich in diesem Rahmen weiterzubilden.

Weiterbildung im Klassenlager

Wie kam es dazu?

Die Schülerinnen und Schüler durften ihr Smartphone ins Klassenlager mitnehmen und dieses ausserhalb des Programmes benutzen. Über die Nacht mussten sie es aber abgeben. Das Lagerhaus war dafür sogar extra mit einem Schrank ausgestattet, der über Fächer für die einzelnen Smartphones verfügte und noch viel wichtiger über genügend Möglichkeiten das Gerät aufzuladen. Dass es ein guter Entscheid war, die Smartphones über Nacht wegzuschliessen, merkten wir bereits am ersten Abend relativ schnell. Während die Schülerinnen und Schüler bereits im Bett lagen und wir Lehrpersonen das Programm des nächsten Tages besprachen, ertönte aus dem Schrank ein spannendes Konzert aus verschiedensten Mitteilungstönen. Beim Vorbeigehen nahm es mich dann wunder, welche Apps für dieses Konzert verantwortlich sind. In den allermeisten Fällen war auf den Sperrbildschirmen der Smartphones welche nicht ausgeschalten waren das weisse Gespenst auf gelbem Hintergrund zu sehen- Snapchat.

Wie lief die Weiterbildung ab?

Dies motivierte mein Parallellehrer und mich, uns endlich einmal etwas genauer mit dieser App auseinanderzusetzen. Nachdem die Anwendung installiert war, ging es an die ersten Schritte: Wie können wir gegenseitig in Kontakt treten? Wo sind die einzelnen Funktionen zu finden? Welche Filter gibt es? Einen ersten Snap konnten wir zwar bereits versenden, vieles war aber noch zu verwirrend für uns und wir sowieso langsam reif fürs Bett. Also haben wir App für den Moment geschlossen und die Schülerinnen und Schüler am nächsten Tag auf der Wanderung um Rat gefragt. Zunächst waren sie zwar erstaunt ab der Frage, danach aber sehr motiviert uns zu erklären, wo welche Funktion zu finden ist und was beispielsweise die Snap-Days für eine Bedeutung haben. Am Abend versuchten wir dann jeweils zu zweit (in die Snapchat-Welt der Schülerinnen und Schüler wollten wir ganz bewusst nicht eintauchen) die Tipps umzusetzen. Die Lagertage konnten wir dann dafür nutzen unsere Support-Anfragen zu klären.

Wie habe ich die Weiterbildung erlebt?

Für mich persönlich war dies eine super Erfahrung.

Auf der einen Seite habe ich viel dazugelernt und dies nicht nur auf technischer Seite. Die Funktionen von Snapchat hätte ich mir auch mit einer schriftlichen Anleitung oder einem Video-Tutorial aneignen können. Aus den Erklärungen der Jugendlichen erfuhr ich aber vor allem auch, wie sie Snapchat benutzen und welche Bedeutung die App bei Ihnen hat. So werden beispielsweise für Lager Freundinnen oder Freunde beauftrag, den Snapchat-Account zu „bewirtschaften“, damit keine Snap-Days verloren gehen.

Auf der anderen Seite war es für die Schülerinnen und Schüler eine neue Erfahrung, dass sie der Lehrperson etwas beibringen konnten. Dies hat sie motiviert und hat der Lehrer-Schüler-Beziehung eine neue Qualität gegeben. Es ist nicht mehr einfach nur die Lehrperson, die die Schülerinnen und Schüler beim Lernen anleitet, sondern der Weg des Lernens wird nun auch zu einem kleinen Teil gemeinsam gegangen.

Merkpunkt für Lehrer Boller

Wie bereits erwähnt war die „Snapchat-Weiterbildung“ im Klassenlager für mich persönlich eine sehr positive Erfahrung. Daher bin ich mir am überlegen, wie ich dieses Weiterbildungsformat auch im regulären Unterricht einbauen könnte. Dazu aber später mehr, nun geht es in den kommenden Tagen nach dem Schulschluss für die Schülerinnen und Schüler noch darum für mich als Lehrperson das Schuljahr sauber abzuschliessen.

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