E-Portfolio

Die gesellschaftlichen Veränderungen erfordern unter anderem einen Unterricht, der mehr auf die Individualität der einzelnen Lernenden ausgerichtet ist, der auf ein lebenslanges Lernen vorbereitet und welcher mehr Gewicht auf den Prozess als auf das Resultat legt. Eine Möglichkeit darauf zu reagieren ist der Einsatz von E-Portfolios im Unterricht.Ein E-Portfolio ist laut Wikipedia die digitale Form eines Portfolios. Also eine Art digitale Sammelmappe mit denen Lernende ihren Lernprozess dokumentieren, reflektieren und präsentieren können. Die Lernenden machen sich zwar während ihres Lernprozesses automatisch Gedanken zu ihrem Lernen, wichtig ist jedoch, dass sie dieses ganz bewusst reflektieren und daraus Schlüsse für ihr zukünftiges Lernen ziehen. Reines Fachwissen ist zwar wichtig, rückt aber immer mehr in den Hintergrund. Gefordert werden vielmehr allgemeine Kompetenzen. Im Zentrum steht dabei die Befähigung der Menschen zu einem lebenslangen Lernen. Als eine wichtige Grundlage für das „Lifelong Learning“ gilt die Kompetenz, sich selber Wissen anzueignen. Die Arbeit mit E-Portfolios kann die Lernenden bei diesem Prozess unterstützen.

Potenzial eines digitalen Portfolios

Die digitale Form des Portfolios ergibt meiner Meinung nach in folgenden Bereichen einen Mehrwert gegenüber herkömmlichen Möglichkeiten:

  • Multimedialität: Zur Gestaltung eines E-Portfolios können die Lernenden neben den in der analogen Version verwendeten Texten und Skizzen, auch Fotos, Audiodateien und Videos verwenden. Wobei die Produktion solcher Inhalt mit dem Vormarsch der Smartphones immer einfacher wird.
  • Hypertext: Mit der Hilfe von Hyperlinks kann direkt aus dem E-Portfolio heraus auf externe Quellen Bezug genommen werden. Dadurch, dass jede E-Portfolio-Seite automatisch mit einer eindeutigen Internetadresse versehen wird, kann sehr einfach auch auf eigene frühere Inhalte verwiesen werden. Diese Möglichkeit mit Hilfe von Hyperlinks aus einem Fliesstext heraus Bezüge zu früher geschriebenen Gedanken und externen Webseiten herzustellen, erleichtert den Lernenden zudem die Darstellung ihres Denkens, welches meist nicht linear ist.
  • Verfügbarkeit: Einerseits können Einträge in ein E-Portfolio überall dort gemacht werden, wo eine Internetverbindung vorhanden ist und ein entsprechendes Eingabegerät zur Verfügung steht. Auf der anderen Seite können all jene Personen für welche eine E-Portfolio-Seite freigegeben ist (z.B. die Lehrperson) jederzeit und ohne vorherigen physischen Austausch auf diese zugreifen, lesen und bei Bedarf kommentieren.

E-Portfolios im Unterricht

Seit etwas mehr als drei Jahren setzte ich E-Portfolios im Unterricht ein. Dies bisher hauptsächlich in den beiden Fächern Mathematik und Natur und Technik.

  • Lerntagebuch: In einem Lerntagebuch in der Form eines Weblogs dokumentieren und reflektieren die Lernenden in regelmässigen Abständen (nach jedem Themenblock, jeder Woche oder jeder Lektion) ihren Lernprozess.
  • Zusammenfassung: Die Lernenden halten ihr erworbenes Wissen im Zusammenhang mit einem im Unterricht besprochenen Themenbereich auf einer E-Portfolio-Seite fest. Dies kann dann gleichzeitig die Vorbereitung auf eine Prüfung sein und einen Teil der Note ergeben.
  • Lerntagebuch und Zusammenfassung: In einer ausgebauten Form können die beiden vorherigen Anwendungsarten auch kombiniert werden.
  • Dokumentation: Anstatt, dass die Lernenden zu einem vorgegebenen Thema eine schriftliche Dokumentation erstellen, müssen die Lernenden in meiner Klasse immer häufiger eine E-Portfolio-Seite gestalten und können dabei von den oben beschriebenen Potentialen der digitalen Form profitieren.

Einen Einblick in diese verschiedenen Anwendungsarten gebe ich im folgenden Video. Wobei dieses bei den ersten Versuchen mit Screencasts entstanden ist (Blogeintrag Flipped Classroom) und die Qualität daher nahe am Etikett „unbrauchbar“ ist. Hier ist ein baldiges Update gefragt…

Meine ersten Erfahrungen mit E-Portfolios im Unterricht sind bisher sehr positiv. Klar, den Lernenden gefällt ein Lernmanagementsystem wie Moodle viel besser, da sie dort zu einem grossen Teil „konsumieren“ können und das E-Portfolio für sie hauptsächlich Arbeit bedeutet. Doch mit etwas Abstand und falls der Unterricht nicht nur noch aus E-Portfolios besteht, sehen auch viele Lernenden den Nutzen. Ich werde auf jeden Fall an der Thematik dran bleiben und weitere Erfahrungen sammeln.

Mahara als E-Portfolio-Software

Als E-Portfolio-Software verwende ich bisher Mahara (offizielle Webseite). Dies, da ich selber in meiner eEducation-Ausbildung damit gearbeitet habe, da es ein Open-Source-Projekt ist und da auch Möglichkeiten einer Verknüpfung mit dem Lernmanagementsystem Moodle bestehen. Für einen Mahara-Einführungskurs für interessierte Lehrpersonen in unserem Schulhaus habe ich eine Reihe von kurzen Screencasts aufgenommen. Diese sind in der folgenden youtube-Playlist zusammengefasst und geben meiner Meinung nach einen guten ersten Einblick in die Plattform.

Für weiterführende Fragen oder Anmerkungen, darf man mich natürlich jederzeit über die Kommentarfunktion oder per E-Mail kontaktieren.

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