Die Schule im digitalen Ungleichgewicht

Die Schule in der Digitalisierung – die diesbezüglichen „Bautätigkeiten“ nehmen zu. Leider beobachte ich dabei häufig, dass der Blick aufs Ganze fehlt und ein Ungleichgewicht entsteht.

Wenn etwas ins Ungleichgewicht kommt, liegt es sehr oft am Fundament. Das Fundament der Schule in der Digitalisierung besteht in meiner vereinfachten Darstellung aus drei wichtigen Elementen: Wille, Wissen und Werkzeuge. Diese möchte ich ganz kurz unter die Lupe nehmen, um herauszufinden wie das Ungleichgewicht entsteht.

Eine kurze Analyse des Fundaments

Dass die Digitalisierung die Schule betrifft und in zukünftige Überlegungen einbezogen werden muss, ist immer weniger umstritten. In diesem Zusammenhang richtet sich der Fokus sehr schnell auf die digitalen Werkzeuge. Diese sind oft noch ungenügend vorhanden und müssen angeschafft werden. Intensiv und oft auf emotional wird diskutiert, welches die „richtigen“ Werkzeuge sind – Touch oder Tastatur, gross oder klein, in der Cloud oder auf dem Stick, Äpfel oder Birnen, … Grosse Geldbeträge werden gesprochen und viel Kabel verlegt oder ausgeklügelte Netzwerke geknüpft. Die Vorzüge der neuen Werkzeuge werden stolz präsentiert, die Nachteile von den Kritikern bemängelt und die Diskussionen für eine spätere Erneuerung gestartet. Auch wenn hier etwas überspitzt formuliert, sind die Werkzeuge ein sehr wichtiger Teil des Fundamentes.

Die Problematik sehe ich oft darin, dass neben den Werkzeugen das dazugehörige Wissen als genauso wichtigen Teil des Fundaments vernachlässigt wird. Während die Lehrpersonen vielleicht beim Aufbau der dazugehörigen fachlichen Kompetenzen noch unterstützt werden, gehen die ebenfalls wichtigen didaktischen Kompetenzen leider oft vergessen. Die neuen Werkzeuge sollen meiner Meinung nach nicht einfach herkömmliche Werkzeuge ersetzen, sondern auch einen pädagogischen Mehrwert bringen. (Dies Grundidee habe ich in einem früheren Blogbeitrag zum SAMR-Modell versucht zu erklären.) Meines Erachtens nach, müsste viel mehr darauf geachtet werden, dass die beiden Elemente Werkzeuge und Wissen des Fundamentes in ähnlichem Ausmass (organisatorisch, finanziell, personell, …) wachsen.

Das dritte Element des Fundaments – der Wille – ist relativ schwierig direkt zu beeinflussen und hängt stark von den beiden anderen ab. Mit neuen Werkzeugen kann die Motivation bei vielen Lehrpersonen gesteigert werden, diese auch einzusetzen. Fehlt jedoch das dazugehörige Wissen, beginnt das „Willen-Fundament“ sehr schnell zu bröckeln.

BYOD als Chance für ein ausgeglichenes Fundament?

Der Einsatz persönlicher Geräte der Schülerinnen und Schüler „bring you own device“ ist ein häufig diskutiertes Thema im Zusammenhang mit der IT-Ausstattung von Schulen – etwas älterer Hinweis von mir oder aktueller Blogbeitrag von Philippe Wampfler. Auf Details möchte ich hier gar nicht weiter eingehen. Im Zusammenhang mit diesem Blogbeitrag ist mir jedoch bewusst geworden, dass BYOD helfen kann einen allzu starken Fokus auf die Werkzeuge zu reduzieren und mehr die dazugehörigen Kompetenzen zu betonen.

Merkpunkt für Lehrer Boller

Ganz persönlich muss ich mich in meinem schulischen und nichtschulischen Alltag auch an der Nase nehmen. Immer wieder verbringe ich viel Zeit mit dem Suchen, Vergleichen und Ausprobieren von neuen Tools (Software und Hardware). Spannend und auch wichtig, doch schade, wenn dadurch die Zeit für die eigentliche Nutzung der Tools fehlt. Diesbezüglich muss ich mich persönlich sicher immer wieder ins Gleichgewicht bringen.

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